Die Ausstellung “Uri Korea“ im Völkerkundemuseum Hamburg zeigt zwei Seiten: Das koreanische Leben und die schönsten geschichtlichen Objekte.
„Uri Korea“: Fremde Kultur im Völkerkundemuseum Hamburg
Fremde Kulturen und weit entfernte Länder faszinieren mich schon, seit ich denken kann. Dementsprechend groß ist auch mein Interesse, als mir mein guter Freund Luca von der aktuellen Ausstellung „Uri Korea“ in Hamburg berichtet. Ich bin sofort Feuer und Flamme, als er vorschlägt, die Ausstellung bereits am Tag der Eröffnung zu besuchen. Für ihn hat die Ausstellung eine etwas andere Bedeutung als für mich, denn er ist immerhin Halbkoreaner.
Bereits beim Betreten des Museums stellen wir fest, dass die Ausstellung in zwei Teilbereiche gegliedert ist: Der erste Teil der Exponate „erzählt“ uns etwas aus dem Alltag des Landes und der zweite Teil stellt besonders schöne und teilweise noch nie öffentlich ausgestellte Exponate vor. Zum Anfang der Ausstellung assoziiere ich Korea vor allem mit Essen.
Töpfe und Pfannen sind hier ausgestellt, umgeben von Videofilmen, die uns alles über die Zubereitung von koreanischen Speisen verraten. „Isst deine Familie diesen Speisen auch?“, frage ich Luca. „Ja, teilweise essen meine Verwandten, die in Korea geblieben sind, sehr viel Fisch, aber auch Früchte oder Reiskuchen“, antwortet mir Luca. „Das klingt sehr lecker und auch sehr gesund“, staune ich.
Von der Eingangshalle aus weisen uns Baumwolltrennwände im exotischen asiatischen Stil den Weg. Das nächste Kabinett widmet sich dem alltäglichen Leben der koreanischen Gesellschaft. Wir erfahren viel Wissenswertes über kriegerische Jahrhunderte voller Annexionen und Kolonialisierungen und können anhand der Exponate und Zeittafeln nachvollziehen, wie sich Korea von einem Agrarland zu einer aufstrebenden Techniknation entwickelte.
Korea als ein Land, das immer in Bewegung ist? „Uri Korea“ im Völkerkundemuseum in Hamburg möchte Antworten geben
Luca ist zunehmend nachdenklich, als es um den gesellschaftlichen und strukturellen Wandel seines Heimatlandes geht. „Ja, es stimmt schon, das moderne Südkorea ist ein Land in Unruhe. Die Hektik und der Leistungsdruck bestimmen unsere Gesellschaft – ich würde sagen, alle sind noch unruhiger als in Deutschland. Überall auf den Straßen flimmern Tafeln mit Werbeanzeigen und die Leute drängen sich in überfüllte Metros, um zur Arbeit oder nach Hause zu kommen. Du kannst das mit Deutschland nur schwer vergleichen. Viele Koreaner sehen sich nach Ruhe“, erklärt er.
Zwischen pompöser Kunst und alltagsnaher Wirklichkeit: Die „Uri Korea“ in Hamburg
Ich denke darüber noch ein wenig nach, bis wir den zweiten Ausstellungsteil erreichen. Dort lenkt mich die Schönheit einiger Exponate ab. Die kostbaren Objekte sind schlicht, klar und in gewissem Maße auch auf das Wesentliche reduziert. Natürlich sind aber auch sehr teure und prunkvolle Exponate ausgestellt – beispielsweise eine kostbare Karte, die das koreanische Ostreich abbildet, oder ein prächtiger goldener Helm mit einem traditionellen koreanischen Drachen. „Wusstest du, dass am Ende Heinrich, der Prinz von Preußen, diesen Helm trug?“, fragt mich Luca. Ich wusste es nicht. Es ist doch immer wieder erstaunlich, wie manche Gegenstände um die Welt gingen.
Leider kann Luca mir nicht sagen, wie der Helm in Heinrichs Besitz gelangte. Den Abschluss der Ausstellung bilden zwei steinerne Grabfiguren. Wir sind froh, diese beiden Exponate zu Gesicht zu bekommen, denn sie gehen im Verlaufe der Ausstellung nach Korea zurück. Sie sind nur ein Beispiel von einigen Raubkunstwerken, die illegal nach Deutschland kamen. „Es ist schön, dass das Museum für Völkerkunde die Exponate umgehend in das Heimatland zurückschickt“, merkt Luca an.
Korea inmitten von Hamburg: Uri Korea
Als wir uns langsam dem Ausgang nähern, fühle ich mich, als hätte ich bei einer koreanischen Gastfamilie gewohnt. Ich bekam die koreanische Küche zu sehen, weiß ungefähr, wie die koreanischen Wohnungen aussehen und kenne mich bestens mit den historischen Ereignissen des Landes aus. Luca lacht nur, als ich ihn voller Stolz auf mein neu erworbenes Wissen hinweise. „Du solltest vielleicht irgendwann mit nach Südkorea kommen. Eine Ausstellung ist nur ein Abbild der Wirklichkeit. Wenn du einmal dort bist, wirst du Korea noch einmal mit gänzlich anderen Augen sehen“.Sehr philosophisch heute, der gute Luca.
Er fragt mich anschließend noch nach meinem Lieblingsexponat. Da muss ich nicht lange überlegen. „Die buddhistische Mönchsmaske mit den vielen Hautunreinheiten“, antworte ich prompt. „Makaber und schön zugleich – und ein Beweis dafür, dass buddhistische Mönche auch nicht unfehlbar sind“, scherze ich.
Die Ausstellung wird mir lange im Gedächtnis bleiben – vielleicht komme ich noch einmal wieder, wenn im kommenden Frühjahr der Kurs „Koreanisch Kochen“ im Museum stattfindet. „Das kann ich aber auch“, merkt Luca an. Ich muss immer noch schmunzeln, als wir langsam aus dem Gebäude laufen.
Bildnachweis: Titelbild: ©NRICH/Museum für Völkerkunde Hamburg, – #01:© National Folk Museum of Korea, – #02: © NRICH/Museum für Völkerkunde Hamburg, – #03: ©NRICH/Museum für Völkerkunde Hamburg, – #04: © Museum für Völkerkunde Hamburg / A. Bosselmann