Alchemie – ein geheimnisvoller Begriff! Jeder kennt ihn, aber kaum jemand kann auf Anhieb etwas der Alchemie zuordnen. Auch ich sehe mich als belesen an, kann den Mythos der Alchemisten aber noch nicht vollständig erfassen. Vielleicht ändert die Ausstellung „Alchemie – die große Kunst“ im Kulturforum Berlin etwas daran. Die Sonderausstellung umfasst mehr als 200 Exponate der staatlichen Museen und der Staatsbibliothek zu Berlin. Mit meiner Bekannten, Jana, die Kunstgeschichte studiert hat und sich auch für Alchemie interessiert, habe ich mir die Ausstellung im Kulturforum angesehen.
Alchemie- die große Kunst im Kulturforum Berlin bietet einen breiten Kunstausschnitt als allem Geschichtsepochen
„Ich habe gehört, dass es sehr viel zu sehen gibt. Von der altägyptischen Tempelindustrie bis hin zu bildgewaltigen Handschriften der frühen Neuzeit. Oder auch Porzellan, Gemälde und Miniaturen sowie Skulpturen und Edelsteine“, bemerkt Jana. „Sag doch gleich, dass wir alles sehen werden, was auch nur entfernt mit der Alchemie zu tun hat“, scherze ich. In der Tat freue ich mich, dem mittelalterlichen Begriff, der auf Deutsch so viel wie „Metallgießen“ heißt, mit einem Hauch von Mystik auf den Grund gehen zu können.
Wir beginnen unseren Rundgang im Kulturforum Berlin. Bereits die prunkvolle Raumgestaltung beeindruckt mich. Die Exponate werden in hübschen schwarzen Vitrinen ausgestellt, die Wände sind größtenteils im geheimnisvollen, mystischen Schwarz gehalten und auch der Boden passt mit seinem dunklen Eicheton wunderbar zum Ambiente. Wir nehmen allerhand Wissen über die Alchemisten auf: schon in der Antike war die alchemistische Kunst bekannt und galt als eine Form der Materialveränderung – und Gestaltung.
Dabei galt Hermes, der Götterbote, als besonderer Schutzpatron der Alchemie. „Er muss quasi der Urvater der Alchemisten sein“, stelle ich fest, denn der antike Bote lässt sich in vielen Exponaten erkennen. Wir betrachten eine wertvolle, lebensgroße Skulptur des Gottes, die ihn nackt auf einem Sockel mit einem Gewand um seinen Arm zeigt.
Im weiteren Austellungsverlauf finden wir heraus, dass Gold und Silber für die Alchemisten ebenfalls besonders bedeutsam waren, denn Gold war ein Zeichen der Götter, der schönste Zustand auf Erden. „Schade, dass die bedeutsame Goldmünze, die Big Maple Leaf nicht gezeigt werden kann,“ entgegnet Jana während unserem Besuch.
Dafür sehen wir andere interessante Exponate: eine alte Laborkarte mit der Abbildung eines Chemielabors sowie alchemistische Zeichen aus dem 18. Jahrhundert von Louis-Jacques Goussier oder ein opulentes alchemistisches Gold-Silber-Medaillon mit bedeutsamen historischen Persönlichkeiten, wie mir scheint.
Aber auch Alchemisten als neugierige, unangepasste Künstlerwissenschaftler, zu sehen in Carl Spitzwegs „Der Alchemist“ (um 1860). Er sehe wie ein Apotheker aus, der mit einer Portion Skepsis auf seine Gerätschaften blickt“, interpretiert Jana das Werk. Mein persönliches Lieblingsstück entstammt aus Frankreich und ist quasi ein Symbol für die Anfänge der Alchemie im babylonischen Reich: ein kleines Goldtäfelchen, das die Keilschrift festhält und dem Erbauer des babylonischen Ischtar-Tempels in Assur gewidmet ist. Aber auch Rembrandts Darstellung eines Alchemisten stößt bei mir auf Interesse. Dieser macht eher einen verwirrten, verunsicherten Eindruck, als wisse er nicht zwischen Gut und Böse zu unterscheiden. Umgeben ist er außerdem vom Licht der Erkenntnis, das mit alchemistischen Symbolen zusammenscheint.
Nach der Ausstellung muss ich die Eindrücke erst einmal verarbeiten. Auch Jana kann nicht abschließend beantworten, was die Alchemisten nun schlussendlich waren – oder sind – Künstler, Techniker, Wissenschaftler, Scharlatane? Wir befanden jedenfalls, dass die Alchemie weitreichende Veränderungen mit sich gebracht und den Entdeckergeist, als auch die Technik voranbrachte. Die Ausstellung ist für Techniker, als auch für Kunstinteressierte – und Kenner sehr empfehlenswert, denn schöne Künste treffen hier auf jeden Fall auf bedeutsame Technik und wertvolle Gegenstände.
Bildnachweis: alle Fotos: © Staatliche Museen zu Berlin / David von Becker